Die Zukunft im Gesundheitswesen: IoT im Dienste des Patienten

Gepostet am 14/01/2019 by jschaub
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Carsten Kramschneider, Teamleiter Healthcare & Education VMware Deutschland

Werden Roboter in Zukunft die Patienten operieren? Werden wir permanent mit Hilfe von Wearables, die Medizinfunktionen unterstützen, unsere Körperwerte messen? –  Im Healthcare-IT-Bereich ist vieles im Umbruch, vieles wird sich dabei zweifelsohne mit Hilfe von Smart Devices und IoT-Elementen zum Besseren für den Patienten verändern. Wie die wichtigsten Digital-Trends sich auf Krankenhäuser, Arztpraxen und jeden einzelnen von uns auswirken könnten und warum die Technik gerade älteren Menschen länger ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen kann, beleuchten wir im nachfolgenden Beitrag anhand von Fallbeispielen.

Künstliche Intelligenz und Big Data als Megatrends

Da sind zunächst einmal künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen als Schlüsseltechnologie. Es gibt kaum eine Branche, die von den steigenden IT-Ressourcen und selbstständig lernenden Rechnernetzen nicht profitiert – doch im Gesundheitswesen wird KI gleich in unterschiedlicher Hinsicht zum Einsatz kommen. Denn KI-Ansätze helfen einerseits bei der Behandlung und speziell bei Operationen, unterstützen das medizinische Fachpersonal aber auch in der Diagnostik und Prophylaxe. Es gibt beispielsweise in den USA bereits heute OP-Säle, in denen sämtliche Schritte einer Operation akribisch protokolliert werden und die behandelnden Ärzte auch detailliert bei der Entscheidung über die nächsten Schritte und (buchstäblich) Schnitte unterstützt werden. Der Patient wird durch im Raum verbaute Sensoren zu jeder Zeit getrackt und so optimal betreut.

Auch die Arbeit von Fachärzten, beispielsweise die eines Radiologen, wird sich dadurch wandeln. Gerade bei Bild gebenden Verfahren, die sich gut technisch auswerten und standardisieren lassen, leistet die Technik bereits heute Beachtliches. Diese kann, da sie Millionen von Fällen ausgewertet vorliegen hat, mit höherer Treffsicherheit urteilen als der behandelnde Arzt mit dem bloßen Auge. Selbst wenn die Entscheidungshoheit hier immer beim Arzt verbleiben wird, erhält dieser dank künstlicher Intelligenz eine wertvolle zweite Meinung, die eine eigene Anamnese untermauern oder um weitere Aspekte bereichern kann.

Je mehr Daten das System vom Patienten selbst hat und je mehr andere Fälle es kennt, desto sicherer werden die Aussagen und Handlungsempfehlungen sein. Es wird daher in Zukunft erstrebenswert sein, unter Berücksichtigung sämtlicher Anonymisierungsmaßnahmen, so viele Daten wie möglich zur Verfügung zu haben und auszuwerten. Generell werden Daten von Wearables in der alltäglichen Diagnostik den Patienten und den behandelnden Arzt darin unterstützen, schneller die richtigen Entscheidungen zu treffen und Handlungsempfehlungen auszusprechen. Beispielsweise kann ein Patient, der morgens mit erhöhtem Puls und Blutdruck erwacht, so besser entscheiden, ob er den Arzt aufsuchen sollte oder ob sein Unwohlsein im Laufe des Vormittags wahrscheinlich von selbst verschwinden wird.

Blockchain schafft Zuverlässigkeit im Gesundheitswesen

Wir haben heute die Herausforderung, dass wir mit verschiedenen Schnittstellen medizinischer Subsysteme kämpfen, die miteinander eine Interoperabilität gewährleisten müssen. Mit Hilfe der Blockchain lassen sich Patientendatensätze standardisieren, zuverlässig austauschen, auswerten und fälschungssicher ablegen. Die Verantwortlichen für Medizindaten müssen dadurch nicht etliche verschiedene Systeme parallel in Einklang bringen, sondern könnten sich auf einen zuverlässigen Standard verlassen. Die Blockchain als Basistechnologie wird auch in anderen Branchen und Sektoren zum Einsatz kommen, in denen es um den Austausch zuverlässiger, nicht veränderbarer Daten ankommt. Wir wären damit der digitalen Patientenakte, die dem behandelnden Arzt alle relevanten Daten eröffnet (und damit auch dem Patienten zugutekommt) einen wichtigen Schritt näher.

Infrastruktur in Form von Smart Cities und Smart Homecare

Hilfreich werden in diesem Zusammenhang auch vernetzte Smart Home Applications sein. Der Patient, der morgens aufsteht und vor einem mit Kameras ausgestatteten Spiegel steht, wird, wenn er Beschwerden hat, eine Verbindung zum behandelnden Arzt aufbauen können. Der entscheidet dann anhand der Patientendaten in Echtzeit, welche Schritte vernünftig sind. Doch das Ganze geht noch weiter: Im Teppich und im Haus verbaute Fallsensoren oder auch passende Healthcare-Wearables könnten im schlimmsten Fall erkennen, wenn ein Patient stürzt und am Boden liegt oder es aus anderen Gründen erforderlich ist, Hilfe zu holen. Automatisiert im Kontext einer Smart City könnte dabei die entsprechende Leitstelle informiert werden, die einen Krankenwagen schickt, wobei anhand der Diagnose das passende Krankenhaus mit der entsprechenden Kapazität ausgewählt wird. Die dadurch gewonnene Zeit kann beispielsweise im Zusammenhang mit einem Schlaganfall entscheidend sein, wenn der Patient dadurch schneller in die Obhut eines Krankenhauses gelangt.

In Kombination mit smarter Diagnostik und Wearables könnten solche smarten Infrastrukturen dazu beitragen, dass insbesondere ältere Patienten länger als bisher in der eigenen Wohnung selbstbestimmt leben können und dennoch auf zuverlässige Mechanismen zur Betreuung nicht verzichten müssen.

Intelligente Workflows zur Fokussierung der Aufgaben im Pflegebereich

Die Erfassung von Patientendaten nimmt insbesondere im Krankenhausumfeld einen (zu) großen Teil der knappen Zeit des Pflegepersonals in Anspruch. Hier lassen sich intelligente Devices dazu nutzen, die wichtigen Patientendaten per Voice Command zu sammeln, korrekt zuzuordnen und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Big Data  auszuwerten. Diese sind eben nicht alle über Wearables zu erfassen, sondern werden oftmals auch aus dem Eindruck und der Begutachtung des Patienten durch das Pflegepersonal gewonnen. Die Pflegekraft würde dadurch mehr Zeit für die eigentliche Pflege haben und müsste nicht alle Daten erfassen oder gar im Nachhinein via PC in die elektronische Patientenakte übertragen. Im Grunde könnte dies eine (Teil-) Antwort auf den akuten Pflegenotstand im Pflegebereich sein. Denn schauen wir uns den Fachkräftemangel und Personalnotstand an, wird schnell klar, dass hier in Zukunft angesichts einer zunehmend alternden Gesellschaft eine der größten Herausforderungen liegt.

Politik muss Grundsatzentscheidungen treffen

All diese Entwicklungen erfordern aber auch die richtigen politischen und gesundheitsethischen Entscheidungen – beispielsweise das Bewusstwerden darüber, welche Rolle der Arzt in Zukunft spielen wird, wie viel Verantwortung man der Technik anvertraut oder wie mit den hieraus gewonnenen Daten umzugehen ist. Gehören diese dem Patienten oder dürfen sie anonymisiert der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, um Krankheiten besser zu diagnostizieren und zu heilen? Mit den gesellschaftlichen Diskussionen, die hierüber zu führen sind, befasst sich unser nächster Beitrag zu diesem Thema.

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